Agata Góralczyk ist als Langzeitreisende in virtuellen Welten unterwegs. Einmal im Monat schickt sie uns eine Postkarte - diesmal aus Fez.
Lieber Rainer,
in der Dämmerung des frühen Morgens erwische ich die Eule am Wasserfall gerade noch: "Hexaeder, Oktaeder, Dodekaeder." Sie erzählt von Polyedern, platonischen Körpern, vollkommenen Einheiten des endlosen Raumes. Wie ihre athenischen Verwandten spricht sie Weisheit in Rätseln.
Endlich ist mir ein flüchtiger Blick in die Geheimnisse dieser Welt gelungen. Der verborgene Eingang hinter dem Wasserfall leuchtet in der Nacht golden auf. Das verfallene Portal führt mich in die Tiefen alter Minen. In dunklen Höhlen voller Stalagmiten und Stalaktiten vibriert das Echo in einem vorberechneten Rhythmus. Stumme Loren in verlassenen Schächten geben Zeichen. Hier ist nichts zufällig, alles kann eine Bedeutung haben.